Der Berg ruft – Dort, wo der Berg zu Ende ist (Teil 3/7)
Der Berg ruft (Teil 3/7)
Weg Nummer Neun ins Nichts
oder Das Ende der (Berg)Welt)
In den Bergen kann man sich schnell verirren, habe ich mir sagen lassen. Und genau deshalb vorgebeugt.
Ich habe für knapp 30 € eine App auf das Telefon gespielt, die mich genau davor bewahren sollte. So der Plan.
Ließ sich auch ganz gut an, man kann sich Touren zusammenstellen, wenn man die Wege und Trails kennt.
Man kann einfach einen Zielpunkt vorgeben, die Sportart zugrunde legen und die Strecke wird errechnet. Das funktioniert wie bei den großen Navigationshilfen, nur dass es nicht Tunnel und Mautstrecken sind, die man ausschließt, sondern -Radtour, -Rennrad oder eben -Biking vorgibt. In letzterem Fall führt die Strecke garantiert keine festgetretenen und festgefahrenen Waldwege entlang, sondern über Stock und Stein bzw. über Wurzel und Stein mitten durch bewaldete Hänge, manchmal halt auch Steilhänge.
Genau das ist mir heute perfekt gelungen. Perfekt im Sinne von Pech gehabt.
Die erste Tour – ich wollte es etwas ruhiger angehen lassen nach der gestrigen Hammerroute – führte weitgehend über Waldwege und Schotterpisten, alles schön breit und nicht zu steil, wie gewünscht. Es war eine Tour der dritten Kategorie, also irgendjemand hat diese einmal abgefahren, aufgezeichnet und abgespeichert und anschließend als Öffentliche Tour freigegeben. Ich brauchte sie nur nachfahren. Nur.
Wobei nicht daraus hervorging, wer derjenige Aufzeichnende war, welches Level er fährt und vor allem, wann die Strecke archiviert wurde.
Irgendwo bei Entfernungskilometer 14 und Höhenmeter 1.120 sagte die freundliche Navistimme ‚Jetzt links auf Weg Nummer Neun‘. Doch da ist kein Weg Nummer Neun! Die Aussicht war klasse dort, bergauf durch dichtbewachsenes Gehölz, kein Weg oder etwas, was man als solchen mißbrauchen hätte können und erst recht nicht bergab auf den Weg Nummer Neun, denn dort gibt es nur noch für das Vieh abgesperrte Wiesn. An diesem Endpunkt der gerade begonnen Tour steht immerhin eine Hütte für vereinsamte Wanderer, denn auch die müssen dort umkehren, ob sie wollen oder nicht. Der einsiedelnde Wirt verklickerte mir die Situation und auch, dass solange er dort wohne es noch nie einen Weg Nummer Neun gegeben habe.
Zella Mehlis, wie der Franzose sagt.
Da es bis zu ihm ohnehin dauerhaft und steil bergan ging und wohl auch so weitergegangen wäre, habe ich die Gunst der Stunde genutzt, die gespeicherte Tour verlassen und bin immer der zwischen den Bäumen herrlich durchscheinenden Sonne nach Süden gefolgt. Bei Hoch- und Runter-Kilometer 36 laut App und den Zeller See in Reichweite, einigte ich mich mit mir, eine Runde um Zell am See und dann wieder gen Heimat.
So konnte ich auch gleich die Tourvariante 2 testen, Ziel vorgeben, MTB
einstellen und los gehts. Ist eine schöne Route geworden, habe sie Heimweg vom Zeller See in den Bachwinkl genannt und öffentlich gemacht, obwohl auch sie über teilweise anspruchsvolle Single-Trails führt und nicht nur ein gemütliches Heimwärtsrollen beinhaltet. Man muss schon aufpassen, will man die Biegungen und Abweige richtig interpretieren und ohne Umweg zum Ziel kommem.
Klingt alles sehr locker, ist es auch. Für den Trainierten.
Der Flachländer braucht eine Weile, um zu verstehen, dass bei Weg Nummer Neun der Berg zu Ende ist.
Fortsetzung folgt.
18:43 18.09.2019
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.