Der Berg ruft – Single Trail in den Alpen (Meine Stunde Null)
Der Berg ruft
Und das gewaltig.
Sieben Tage will ich mich auf das eBike schwingen und seinem Ruf folgen.
Ja ja, ich weiß, lasst doch einfach die blöden Sprüche zum e vorm Bike. Es ist trotzdem kein Zuckerschlecken und Downhill bleibt Downhill.
Aber dazu später mehr, erst einmal muss ich ankommen und die Trails erkunden, dann gibt es auch ein paar Fachspezifika!
Meine Stunde Null
ist im Allgmeinen das, was man landläufig Anreise nennt. Denn Berge wachsen nun mal nicht vor meiner Haustür, zumndest keine, die in den Himmel ragen, an deren Hängen Bäume stehen und die eine Spitze haben, die auf Landkarten gern mit der Höhenangabe versehen ist. Eine vierstellige, mindestens.
Wider Erwarten ging es auf der A9 und quer durch München heute recht gemütlich zu, nach rund sechs Stunden und tatsächlich nur halbleerem Tank gönnte ich dem Sechszylinder eine erste Pause. Die am Domizil für die nächsten sieben Tage. Er kann sich jetzt eine Woche ausruhen.
Österreich könnte schon eine runde Sache sein, wenn es da in der Geschichte nicht doch recht zackig gradlinig und heute der Tradition folgend gar nicht so urgemütlich zuginge. Denn der Straßenrand-Schotter-Parkplatz gehört zu einem Rundling aller erster Sahne. Sieht und hat man wirklich nicht alle Tage, nicht bei uns in der sächsischen Heimat. Hier im idyllisch verschlafenen Saalfelden am Steinernen Meer, unterhalb den bedrohlich hinter der Haustür aufwachsenden Alpen und in direkter Nachbarschaft zu den nicht Schlafen-Gehen-Wollenden Bimmel-Kühen, sind die Häuser am Bergesrand alle ziemlich rund und protzen mit weißem Mauerwerk, gebürstetem Edelstahl und gewienertem Sicherheitsglas.
Man gönnt sich wenigstens das.
Immerhin habe ich das Häuschen gefunden, denn die Hausnummern werden auch hier nicht der Straße oder dem Weg entlang vergeben, sondern der Baureihe nach. Die 128 war demnach recht spät dran. Passt auch zur Begrüßung. Zackig, geradlinig…
Der Rundling hat gefühlte 400 Quadratmeter Wohnfläche, abzüglich der runden Kanten natürlich. Natürlich.
Der Keller ist Privat, den lassen wir gleich aus. Das Erdgeschoss ist Privat, dort bleiben die Straßenschuhe zurück, weiter gehts mit Pantoffeln.
Die 1. Etage ist Privat, schöne große offene Küche, da wird das Brutzeln Laune machen. Ach so, nee, ist ja Privat.
Endlich in der 2. Etage angekommen. Vier Zimmer! Alle Achtung. Drei für die Gäste, dazu eine große Terrasse. Zwei der Gästezimmer sind jedoch schon belegt. Ein Tscheche, er spricht kein Deutsch und macht – vielleicht deshalb – die Tür hinter sich zu. Nebenan eine junge Frau, auch ziemlich wortkarg.
Naja, ist ja noch meine Stunde Null. Die beiden können von ihren Zimmern direkt auf den großzügig dimensionierten Balkon rausgehen, haben eine große Glas-Schiebetür.
Da auch die obere, die Gästeetage passend zum Haus, rund gehalten ist, muss ich zu meinem Domizil noch etwas weitergehen – und siehe da, auch der Raum hat eine Tür. Durch diese gelangt man vom offenen Flur ins Zimmer, sorri, ins Zimmerchen.
Die Tür geht nur soweit auf, dass man gerade hindurchpasst, sie würde sonst ans Bett plautzen.
Es gibt noch mehr in diesem Räumchen, schneller geht jedoch, wenn ich aufzähle, was es nicht gibt. Mückenschutz vor Fenster zum Beispiel. Geht aber auch ohne, muss ich wenigstens nicht allein schlafen.
Aber es ist Stunde Null, und ich bin in Österreich, also bitte, zackig und geradlinig.
Ein Einbauschrank, den ich zur Hälfte nutzen darf. Die andere Hälfte ist mit Bettzeug vollgestopft.
Zur freien Verfügung sind noch ein Brettchen, ein Teller, 1 Schüssel und 2x Besteck – und ein kleiner Schmierzettel mit dem Wlan-Passwort.
Cool, moderne Technik.
Ein Bad gib es auch noch, eine Küche nicht.
Das Bad wird von allen – hoffentlich nicht gleichzeitig – genutzt.
Als Küche muss ein kleiner Tisch auf dem Flur herhalten, darauf ein Wasserkocher und eine Mikrowelle, daneben ein Kühlschrank – für alle.
Eine Kaffeemaschine ist nicht, die wurde ihm – dem Gastgeber – zerstört, meinte er noch vor der Begrüßung.
Loben wir also mal die Stunde Null nicht vor dem Tag 1. Man kann ja nicht immer Glück haben.
Das eBike für die nächsten 5 Tage habe ich mir bereits reserviert in der Stadt und die erste Tour am morgigen Dienstag ist festgelegt.
Zur Gewöhnung geht es nach dem Frühstück – noch keine Ahnung, wo ich mir das mache – zum 1.375 Meter hohen Hundstein. Crossing Maria Alm. Sicher eine schöne Strecke. 2 Stunden 14 Minuten sagt der Guide. Der sich übrigens Adventure Cycling nennt und in Englisch zur Verfügung steht.
Ob das dem zackig, gradlinigen Österreicher gepasst hätte?
Fortsetzung folgt.
20:47 16.09.2019
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.